Crew OÖ: Mit dem Wasserball um die Welt

in Crew Oberösterreich, Ausbildung, Hochsee

FB4 Theorie ohne Kopernikus

Die Erde ist ein Wasserball, um den sich Mond, Sonne, Planeten und die ganzen Sterne drehen. Also zumindest jene 59, die man für die Astronavigation verwenden kann, weil ihre Positionen wohl berechnet im Nautical Almanach vermerkt sind. Kein Wort von Kopernikus, Galileo und - für Linz dann doch ein wenig überraschend - auch nicht von Johannes Kepler, der mit seinen Berechnugen die Bahnen der Planeten um die Sonne enttarnte. Nein, unsere Erde war zwar nicht flach, aber ein Wasserball, der mitten im Vortragssaal thronte.

Gleich zu Beginn stellt Wolfgang die Fragen aller Fragen: warum macht ihr eigentlich den FB4? oder anders gesagt: warum tut Ihr Euch das eigentlich an? Dies war im Übrigen die einzige Frage, die während des Kurses im Wesentlichen unbeantwortet blieb: weil‘s mich schon immer interessiert hat, weil wir es gemeinsam in der Freundesrunde machen wollen, weil es einfach faszinierend ist, weil es der nächste logische Schritt in der Ausbildung ist? Alles stimmt irgendwie, nix davon überzeugt wirklich.

Doch die Frage nach dem Warum tritt in den Hintergrund, sobald es um das Wie geht. Das Warum kommt erst wieder als der Kurs vorüber ist und sich die Prüfung nähert, denn so ganz ohne ist das Ganze ja dann doch nicht. Denn neben der aufwändigen Kartenatbeit gibt es ja die Fragen, die noch gelernt werden wollen, und die Planung einer Fahrt von den Azoren nach Gibraltar, die wir als Team zu bewältigen haben, und, die neben dem normalen Leben und dem Beruf, dann erst kurz vor der Prüfung fertig wird.

Aber jetzt Astronavigation: neben der Tatsache, dass die Erde ein Wasserball ist, muss man noch ein paar andere Dinge verinnerlichen: erstens man braucht zum Navigieren eine genaue Uhr und einen guten Winkelmesser, besser bekannt als Sextant. Daneben braucht man nur daran glauben, dass die Gestirne auf einer Himmelskugel montiert sind, dass man die Position eines jeden Gestirns nach zwei Systemen bestimmen kann: erstens objektiv nach Längen- und Breitengrad, die hier Greenwich Hour Angle und Deklination genannt werden, und zweitens subjektiv, also von einem selbst ausgesehen, mit Höhe und Richtung, die - damit es nicht zu einfach wird - Höhenwinkel und Azimut genannt werden. Der Rest ist Rechnen und der richtige Umgang mit dem Kleingedruckten (= Tabellen) und den verwirrenden Ausdrücken. Azimut, zum Beispiel kommt aus dem Arabischen und heißt so viel wie Weg. Der Azimut ist also nichts anderes als der Weg, d.h. die Richtung von mir zum Gestirn. Die Alhidade, also der Schwenkarm auf dem Sextanten, ist ebenfalls aus dem Arabischen entlehnt und heißt nix anderes als Lineal. Na also, so geht es ja auch und mir hilft es, wenn ich wenigstens ansatzweise verstehe, was ich sage.

Die Woche vor der Theorieprüfung schlaucht mich wirklich. Zuerst ein wunderbarer, aber anstrengender Clubabend in Wien: unser maritimes Pubquiz, das wir organisiert haben, dann eine Dienstreise bei der mir zuerst Zug um Zug davon fahren, ich den Flug fast versäume, dafür mein Gepäck daheim bleibt, eine Rückreise, die wegen eines Streiks fast nicht stattfindet und ich es nur mit Hängen und Würgen schaffe, zeitgerecht nach Traun zur Prüfung zu kommen. Aber, Samstag mittags ist dann alles gut.

Nach getaner Arbeit hängen wir herum, warten auf die Ergebnisse und den Sekt und irgendeiner sagt: jetzt haben wir viel Aufwand getrieben, um uns totes Wissen anzueignen. Nein, sagt Gerhild, wir erwecken das Wissen wieder zum Leben! Und da war sie wieder, die Frage nach dem Warum, diesmal aber mit zumindest einem Teil der Antwort.

Ob wir dann beim Praxistörn die ganze Antwort finden? Keine Ahnung, wir werden aber unser bestes tun, ihn richtig zu genießen - in dem Wissen, dass wir, wenn es darauf ankommt, unseren Weg auch ohne GPS finden werden - hoffentlich.

Text Markus Reiterer | Fotos Wolfgang Hurch  


Start nächster FB4-Kurs in OÖ - 16.01.2026

 

Impressionen Fahrtbereich 4

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