Punkt zehn Uhr fällt der Startschuss, so will es die Tradition des Attersee Grand Prix‘ seit der ersten Regatta 1984.
Windstärke? Irgendwas zwischen null und zwei Knoten.
Mit überschaubarem Tempo schieben sich 72 Boote über die Startlinie und wir – UFO 22, AUT 70, Papa Gerhard, Schwester Ina und ich – mittendrin. Ganz links außen schnell freigesegelt schlängeln wir uns durch Windlöcher und Wind aus allen Richtungen bis nach Parschallen im Süden des Sees und umrunden als siebtes Boot die Tonne. Juhu.
Kurze Freude über das Zwischenergebnis. Dann wieder volle Konzentration. Das Windrichtungsroulette geht weiter. Während wir gerade noch „Am Wind“ Richtung Norden segeln und der Wind bei Attersee auffrischt, geht plötzlich doch Gennaker? Mist, er ist auf der falschen Seite. „Falsch setzen und gleich vorne rüber werfen? Nein, lieber die Sicherheitsvariante: umhängen“, lautet die Entscheidung. Immerhin sind Ina und ich den ersten Tag in der Saison an Board. Geni kommt rauf, Kommando retour: Geni wieder runter: wir haben den Fall falsch montiert.
Es überholt der aktuelle UFO 22-Europameister mit den liebevollen Worten: „Jo, wos mocht´s denn.“ Das fragen wir uns auch. Den Geni nun richtig angeknotet geht es weiter.
Der Wind wird immer stärker, der Geschwindigkeitsmesser zeigt nun um 12 Knoten an. Schnell alle nach hinten rutschen. Wir sind im "Motorbootmodus". Die Wind-Roulettescheibe wird wieder angestoßen, Wind kommt nun aus West, nein Nord-West und pendelt hin und her. Auch hier lieber Sicherheitsvariante: ohne „Geni“ weiter, dafür mit Kurs direkt auf die „Luv/Lee“-Boje vor Kammer.
Wir umrunden als 15ter, hurra, immer noch vorne dabei. Die Windböen pfeifen uns nun immer stärker um die Ohren mit Spitzen um die 20 Knoten. Nun könnten wir ein paar Kilo mehr gut gebrauchen. Kein Problem für Gerhard, er manövriert sich durch die drehenden und rauschenden Winde. Ina und ich hängen in der Reling, strecken Füße, Hand und Kopf so weit es geht hinaus. Beim Zielschiff vorbei, eine Runde noch: Geni, Kreuzen, Halber Wind bzw. Am Wind, dann endlich ins Ziel.
17ter nach gesegelter Zeit: 4 Stunden und 1Minute.
Gesegelte Kilometer: 27
Am Abend Segleressen und Siegerehrung unter freiem Himmel, das Ergebnis wird in gestürzter Reihenfolge vorgelesen. Die besten 40, die besten 30, die besten 20 – da kommen wir jetzt, nein?
Als 5ter insgesamt und zweitschnellstes Sportboot werden wir vor die Sponsorenwand gebeten. Die Kinnlade rutscht kurz hinunter und formt sich dann zu einem breiten Grinsen. Ein toller Segeltag.
Ruth Hutsteiner
Details und Ergebnisse unter www.long-distance-challenge.at